Flüchtlinge stellen sich den Fragen von Schülern der Gregor-von-Scherr-Realschule
Wie anstrengend war die Flucht nach Deutschland? Welche Risiken und Gefahren gab es? Vermisst ihr eure Heimatländer?
Fragen wie diese wurden Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen im Rahmen eines Sozialkundeprojekts beantwortet. Ziel dabei war es, Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenzuführen, um im gemeinsamen Gespräch mehr übereinander zu erfahren und Vorurteile abzubauen. Insgesamt haben sich zehn Flüchtlinge, darunter drei Kinder, auf den Weg in die Gregor-von-Scherr-Realschule gemacht, um über ihre Flucht, ihre Hoffnungen und ihre Bleibeperspektive zu sprechen. Unterstützt wurden sie von Elke Reinhardt, der Integrationsbeauftragten der Stadt Neunburg vorm Wald.
Ihre Heimatländer sind Äthiopien, Eritrea und Syrien. Alle kamen vor ca. drei Jahren über verschiedene Fluchtrouten nach Deutschland - mit Angst im Gepäck, aber auch ganz viel Hoffnung auf ein besseres Leben. Die anstrengende Flucht legten sie größtenteils zu Fuß, manchmal 16 Stunden am Stück, und mit dem Boot zurück. Dabei mussten sie sich, so berichteten die Geflüchteten ihren Zuhörern, auch in die Hände von Schleppern begeben, die ihre Notsituation ausnutzten und viel Geld für die Flucht in ein sicheres Land verlangten. Leisten kann sich das meist nur einer aus der Familie und so geht das stärkste Familienmitglied, der Vater oder der älteste Sohn, auf die Reise in ein Land ohne Krieg und Hunger.
Im Rahmen des Familiennachzuges, so hoffen viele der Flüchtlinge, können sie dann den Rest der Familie nachholen. Natürlich auf eigene und nicht auf Staatskosten. Die Flucht birgt allerdings auch viele Gefahren und Risiken. So berichtete Mohammed, ein junger Mann aus Syrien, von der ständigen Angst, überfallen und ausgeraubt zu werden. Obwohl sich die zehn Asylbewerber und anerkannten Flüchtlinge in Neunburg gut eingelebt hätten, betonten dennoch alle, dass sie ihre Heimat vermissen. Doch eine fehlende Lebensperspektive und die Gefahr verhaftet zu werden, machen eine Rückkehr in die jeweiligen Heimatländer nahezu unmöglich. Und so versuchen sie, in Neunburg Teil der Gesellschaft zu werden, indem sie Deutschkurse besuchen und, falls erlaubt, in die Arbeit gehen.
Das Problem dabei ist, so informierte die Integrationsbeauftragte Frau Reinhardt alle anwesenden Schüler und Schülerinnen, dass nicht anerkannte Flüchtlinge in Deutschland nicht arbeiten dürfen. Und so komme es unweigerlich zu Streit in Asylunterkünften, denn die Geflüchteten sitzen Tag für Tag auf engstem Raum zusammen – teilweise aus Ländern, die durch Kriege miteinander verfeindet sind. In offenen und ehrlichen Worten wurden in dem rund zweistündigen Gespräch alle Fragen der Schülerinnen und Schüler zum Thema „Menschen auf der Flucht“ beantwortet. Abgeschlossen wurde das Projekt nicht nur mit vielen neuen Informationen und Empathie für die Lage der Flüchtlinge, sondern auch dem Bewusstsein, dass es nicht selbstverständlich ist, in einem sicheren und demokratischen Land wie Deutschland zu leben, in dem man seine Meinung frei äußern kann.